24. Mai 2020

Sonntagsfloh # 1

Obwohl ich kein Flohmarktmensch bin, fotografiere ich dort jedoch sehr gern. Dafür ist die kleine und unauffällige Golden Half bestens geeignet.







17. Mai 2020

Golden Half



„So throw away your book and why don’t you go out!“ steht auf der Rückseite der Golden Half geschrieben und genau das strahlt diese kleine Kamera auch aus. Man will mit ihr sofort losziehen und knipsen, knipsen, knipsen. Die Golden Half von Power Shovel aus Japan ist eine Halbformatkamera und macht somit doppelt so viele Aufnahmen auf einem gewöhnlichen Kleinbildfilm. Sie passt aufgrund ihrer geringen Größe in jede Jacken- wenn nicht sogar Hosentasche und ist damit eine perfekte Reise- und Überalldabeikamera.

Von der Golden Half existieren acht Ausgaben, die sich alle nur im Design unterscheiden: Classic (2007er Erstausgabe), Telepathy (s. o.), Chelsea Maika Edition, Zebra, Green Trees, Red Trees, Black Mountain und Hello Kitty Edition. Als Vorlage diente den Superheadz, Power Shovel’s Design Team, sicherlich die Kodak Brownie Holiday Camera, einer recht schicken Bakelitkamera aus den 1950er Jahren. Bei uns war die Golden Half für einige Zeit als Neuware für ca. 50 Euro im Handel erhältlich, heute ist sie, wenn überhaupt, nur noch auf dem Gebrauchtmarkt zu finden. Das gilt allerdings auch international, denn Power Shovel hat schon vor einigen Jahren den Betrieb eingestellt.


Am Objektiv der Golden Half befinden sich die drei bekannten Einstellmöglichkeiten: Sonne (Blende 11), Wolke (Blende 8,5) und Blitz (ebenfalls 11). Der Hot Shoe für Blitzgeräte ist aber aus Platzgründen seitlich angebracht. Genauso die Rückspulkurbel, die sich auf der Unterseite befindet. Das Stativgewinde ist eigentlich überflüssig, denn die Kamera hat weder einen Selbstauslöser, noch bietet sie eine Langzeitbelichtung.

Die 22 mm Fixfokus Linse der Golden Half macht für Toycameras ziemlich scharfe Bilder, mit den für Plastiklinsen typischen Randunschärfen. Diese fallen aber noch sehr moderat aus. Eine „Vignettierung“ habe ich nicht entdecken können (bei dem Filmformat auch kein Wunder). Aber Achtung: 22 mm Brennweite bezieht sich auf das kleinere Negativ einer Halbformatkamera von 18x24 mm und entspricht bei vollen Kleinbildformat eher einem Standardobjektiv!


Die Verarbeitung von Filmen, die mit Halbformatkameras belichtet wurden, ist problemlos. Meist werden zwei Aufnahmen auf einen Abzug belichtet. Das ist immer sehr nett, kann man doch dadurch kleine Zwei-Bild Geschichten erzählen. Da der Film rechts in die Kamera eingelegt wird, muss man beim Komponieren der Doppelbilder erst das zweite und dann das erste Bild fotografieren, damit man es hinterher richtig herum hat, gemäß unserer Lesegewohnheit. Dazu habe ich bei So gesehen (Internetarchiv) einen schönen Artikel gefunden.



Kommen wir nun zu einer großen Problematik: Das Gehäuse der Golden Half besteht aus einem etwas weicheren Plastik, wodurch die Kamera besser in der Hand liegen sollte. Genau dieses Handschmeichelplastik hat sich mittlerweile zu einer ziemlich klebrigen Angelegenheit verwandelt. Weichmacher? Ich habe keine Ahnung. Baby Puder soll hier Abhilfe schaffen, und in der Tat, es geht. Man darf allerdings nicht zu viel erwarten, das Puder verhindert nur, dass einem die Golden Half beim Knipsen nicht an der Nase kleben bleibt, die Oberfläche der Kamera sieht weiterhin unansehnlich aus. 

Auf die Golden Half aufmerksam geworden bin ich im Frühling 2009 auf fourcornersdark.com (Internetarchiv) und später auch im Light Leaks Magazine, zwei für mich damals wichtige Informationsquellen. Bestellen musste ich die kleine Kamera noch direkt aus Hongkong, hier in Deutschland gab es die Kamera zunächst nicht zu kaufen. Das hatte sich später, wie erwähnt, zum Glück geändert, was nicht unbedingt selbstverständlich war.

Fazit: Die Golden Half ist, sofern man das oben genannte Problem gelöst hat, eine sehr zu empfehlende Kamera, da einfach zu bedienen, relativ klein und attraktiv im Design. Also beide Daumen hoch für diesen tollen Fotoapparat!



Weitere Informationen: Holgablog Review, 2010 (Internetarchiv)