Unter dem Etikett Vivitar existieren so einige ansprechende Kameras, darunter die einmalige und fast schon Legendär gewordene Vivitar Ultra Wide & Slim. Warum die „Vivi“ so einmalig ist, sagt der Name der Kamera schon aus: Wegen der 22 mm Ultra-Weitwinkellinse und dem sehr schmalen Gehäuse, indem der Film man just rein passt. Darüber hinaus besticht sie noch durch ein sehr schlichtes Äußeres. Es ist die Kombination von Bauart, Design und Bezeichnung, die die Kamera hervorheben lässt. Ansonsten ist sie auch nur eine einfache, billige 35 mm Focus Free Knipse, aber eben eine sehr Besondere.
Die Vivitar Ultra Wide & Slim wird schon lange nicht mehr hergestellt und ist heute zu einer kleinen Rarität geworden. Man muss schon Glück haben eine zu finden und diese dann zu einem akzeptablen Preis. Ursprünglich gab es die Kamera Anfang der 2000er-Jahre als Werbegeschenk für umsonst - heute kaum zu glauben! Gelesen hatte ich das erste Mal 2008 über die Kamera, im leider schon drei Jahre später eingestellten
Light Leaks Magazine (
Leseprobe der Ausgabe Nr. 10). Bekanntlich wurde die Kamera nach einiger Zeit von
Power Shovel wieder aufgelegt, in den unterschiedlichsten Farben und unter ebenso unzähligen Namen (z. B. Black Slim Devil, Eximus, Kumagin, Sakura San), die auf dem Gebrauchtmarkt (und vielleicht gelegentlich noch als Neuware) etwas häufiger zu finden sein sollten. [Nachtrag: Seit Februar 2022 ist eine weitere Reinkarnation auf dem Markt, die
Reto Ultra Wide & Slim.]
Ganz ohne Makel ist die Vivitar Ultra Wide & Slim freilich nicht, handelt es sich hierbei schließlich um einen billigen Plastikfotoapparat. Die Rückklappe lässt sich häufig nicht so einfach öffnen, sicherlich geschuldet durch die extrem kompakte Bauweise. Außerdem soll die Filmtransportmechanik etwas empfindlicher sein, wie man hier und da zu lesen bekommt, und durch Filme mit 36 Aufnahmen schneller kaputt gehen, vermutlich verursacht durch die entstehende Spannung des in der Kamera aufgewickelten Films. Als Abhilfe werden 12er (nicht mehr erhältlich) und 24er Patronen empfohlen, ich allerdings habe derartige Probleme nie erlebt. Zudem sind auch Filme mit 24 Aufnahmen leider nicht mehr alltäglich.
Zur Ultraweitwinkellinse noch der Hinweis, dass man die Kamera nur an den äußersten Rändern anfassen sollte, denn schnell sind die eigenen Finger mit auf dem Bild. Fotografiert man gegen die Sonne, erhält man ein schönes „lens flare“ oder Linsenflimmern, wie auch immer man das auf Deutsch nennen soll. Manche mögen das sehr, manche nicht.
Zu erwähnen wäre noch, dass zumindest einige der Neuauflagen von Power Shovel, aus einem weicheren („rubberized“) Kunststoff bestehen, der mittlerweile ziemlich klebrig geworden ist. Dieses Problem betrifft leider auch die von mir sehr geschätzten Golden Half Kameras. Von dieser Misere verschont geblieben ist zum Glück die Jelly Lens UWS, einem weiteren Klon. Diese Kamera, auch im Bundle mit den selbstklebenden Linsen, ist heute, Stand Januar 2020,
immer noch zu haben (obwohl limited edition!). Hinter Jelly Lens steckt übrigens die Firma Sunpet Industries Ltd mit Sitz in Hongkong, und die ist allem Anschein nach der Hersteller der Kamera, also auch der „echten“ Vivitar Ultra Wide & Slim.
Die Ultra Wide & Slim, in Vivitars Focus Free Portfolio schon durch die ungewöhnlich kurze Brennweite eine Ausnahme, hat sich zu einem absoluten Klassiker entwickelt und ist von mir nur wärmstens zu empfehlen! Wer eine finden kann, sollte sofort zugreifen!
Nachtrag März 2022: Eine ähnliche Kamera, jedoch mit Blitzlicht, ist die
e-gear see:camera
Nachtrag Januar 2023: Die Vivitar Ultra Wide & Slim gibt es nicht nur in der Ausführung silber/grau, sondern auch in
schwarzer und silberner Farbe.