27. März 2020

Konica Wai Wai



Die „Torikkiri Konica MiNi Wai Wai Wide Single-Use Camera“, so die vollständige Bezeichnung, war die Einwegkamera unter den Einwegkameras. Einwegkameras werden üblicherweise nach der Entwicklung des darin enthaltenen Film entsorgt. Wer eine Wai Wai besitzt, wird sie allerdings behalten und einen neuen Film einlegen.

Bereits vor Social Media und dem Begriff „Selfie“ wollte Konica-Minolta mit der Kamera und seinem „Navi-Mirror“, dem Spiegel um das Objektiv, gedacht zum Alle-meine-Freunde-im-Arm knipsen, eine junge Käuferschaft ansprechen. Erhältlich war die Wai Wai nur in einigen Märkten, wie Japan, den USA (dort als Konica Film-in-Super Wide) und zumindest auch in einigen Teilen Europas, wie die Wai Wai in der Pappschachtel vermuten lässt. Das Ende der Kamera kam 2007 mit dem Rückzug von Konica-Minolta aus dem Fotogeschäft. Heute ist sie eine Rarität und kaum noch zu bekommen.


Neben ihrem äußerst ansprechenden Design, besticht die Konica Wai Wai vor allem durch ihre extrem kurze Brennweite von nur 17 mm. Diese Linse ermöglicht beeindruckende Weitwinkel-Aufnahmen, wie wir sie sonst aus dem Toycam-Bereich höchstens noch von der Vivitar Ultra Wide & Slim und ihrer 22 mm Linse kennen. Der Lichtabfall zu den Bildrändern fällt überraschend moderat aus, da hätte ich bei einer Weitwinkellinse aus Plastik eine stärkere Vignettierung vermutet. Im Nahbereich kann die Wai Wai ebenfalls punkten: die Tiefenschärfe beginnt bereits ab 40 cm.

Schaut man sich die Wai Wai genauer an, kann man sofort erkennen, dass sie um einen zusätzlichen Griff auf der linken Seite erweitert wurde. Natürlich um zu verhindern, dass die eigenen Finger versehentlich mit auf das Bild gelangen. Man denke da an die eben genannte Vivitar und ihr sehr kleines Gehäuse. Auch hier überzeugt die Wai Wai einmal mehr als ein sehr durchdachtes Produkt.



Das Einlegen eines Films ist nicht schwer und geht auch unterwegs ganz gut, aber vorsichtig: die Plastikklammern und sonstigen kleinen Häkchen, die das Kameragehäuse zusammen halten, sind sehr winzig und brechen schnell ab. Bei Youtube gibt es zwei sehr gute Videos, in denen das Auseinanderbauen und Filmeinlegen bei Tageslicht gezeigt wird. Wem das zu fummelig ist, kann die Kamera auch in einem Wechselsack neu laden. 

Obwohl sich in der Wai Wai ursprünglich ein Konica Centuria 800 Film mit 27 Aufnahmen befand, geht das Bildzählwerk bis 40, sodass eine Modifikation nicht nötig ist, um auch 36er Filme zu verwenden. Für die Wai Wai empfehlen sich ISO 400 oder 800 Filme, geringer empfindliche Filme sollte man nur bei idealsten Lichtbedingungen, die wir hier in Deutschland jedoch nur selten haben, verwenden. Hier kann das eingebaute Blitzlicht hilfreich sein, um unterstützend ein Motiv im Nahbereich zu beleuchten.


Abfinden muss man sich mit der Tatsache, dass sich das häufige Auseinandernehmen negativ auf die Lebensdauer der Wai Wai auswirkt, denn dafür wurde eine Einwegkamera, die sie nun mal ist, nicht gemacht.

Zum Abschluss noch ein genereller Hinweis: Einwegkameras werden zwar dem Recycling zugeführt, sind aber unnötige Wegwerfartikel. Grundsätzlich sollte man daher der Umwelt zu Liebe auf den Gebrauch von Einwegkameras verzichten und wiederverwendbare (Focus Free) Kameras benutzen. Mit der Wai Wai machen wir hier keine Ausnahme, wir verwenden sie ja wieder (und wer sie trotzdem zur Entwicklung abgibt, ist schön doof).   



Weitere Informationen:
Stefans Fotoseiten | Filmwasters Review | toycamera.com Review (Internetarchiv) | Konica Film-in-Panorama

22. März 2020

Vivitar ECO35


Um den Sinn und Zweck der Vivitar ECO35 zu erklären, brauche ich nur aus der Bedienungsanleitung zitieren:

„Umweltschutz ist wohl zum wichtigsten Thema der 90er Jahre geworden, und wir alle werden uns unsere ökologischen Pflichten immer bewußter. Fragen werden gestellt: Wie können wir uns gesund ernähren? Woher bekommen wir sauberes Wasser? Und was können wir gegen das Ozonloch, verschwindene Wälder und überfließende Müllhalden unternehmen?“ (Antwort: Wir müssen mehr billige Plastikknipsen aus China kaufen!) 

Ich zitiere weiter: „Vivitar hat sich zur Umweltfreundlichkeit entschlossen, indem es ihnen nun eine umweltfreundliche, wiederverwendbare Kleinbildkamera anbietet, die mit schon vorgeladenem Farbfilm kommt.“


Tja, die Vivitar ECO35 war sozusagen als Mehrwegeinwegkamera gedacht. Vivitar wollte im Single Use Camera Markt mitverdienen, entschied sich aber zu einer umweltfreundlicheren Lösung. Eine einfache Kamera, so teuer wie eine Einwegkamera, aber wiederverwendbar. 1991 brachte Vivitar diese, bereits mit Kodak Film geladene Kamera auf den Markt. Für das Design der Kamera gab es damals sogar einen Award. Die ECO hat in der Tat ein sehr gefälliges Design und machte beim Knipsen eine gute Figur. Die Bilder können ebenfalls überzeugen; allerdings nimmt die Randschärfe deutlich mehr ab als bei den von mir bisher getesteten Vivitar Fotoapparaten. 



Wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt, übernahm die Firma Hanimex 1985 die Vivitar Corporation. Vermutlich existieren deswegen viele Vivitar Plastikknipsen auch unter der Hanimex-Marke, so auch die ECO35 als Hanimex Mini 2, einer Variante mit Blitzschuh und Blitzgerät. Von Vivitar gibt es diese allerdings auch und heißt ECO35H. Als ECOSUN existiert eine weitere Version dieser Kamera, für mich aber ohne erkennbare Unterschiede zur ECO35. 

Anmerken muss ich noch, dass es von Vivitar so einige schicke Kameras gibt, wie zum Beispiel die IC 100, 101 und 111, die PN 2011 und natürlich die legendäre Ultra Wide and Slim. Anscheinend hatte man bei Vivitar immer ein richtiges Händchen für gutes Design. 



15. März 2020

Focus Free Silver


Es gibt Kameras, denen man sofort anmerkt, dass sie gut sind. Sie geben einem schon beim ersten Knipsen das Gefühl, so richtig gute Bilder gemacht zu haben. Die Focus Free Silver ist so eine. Sie sieht eher unscheinbar aus und hat nicht einmal eine Bezeichnung. Deswegen habe ich sie einfach mal Focus Free Silver getauft.

Die Bilder sind, wie erwartet, richtig gut geworden, ohne Störungen und Lichtlecks. Die Kamera funktionierte ebenfalls problemlos. Die Linse erzeugt übrigens ein wunderschönes Lensflare, wie man auf dem nächsten Bild sehen kann. 

 

Fast schon gar nicht mehr erwähnen brauche ich, dass der Sucher deutlich weniger zeigt, als die Linse aufnimmt. Die alte Hütte im nächsten Bild füllte den Sucher vollständig aus, auf dem Foto ist aber eine ganze Menge mehr zu sehen. Ich tippe deswegen auf eine 28 mm Brennweite. Grundsätzlich sollte man bei den billigen Plastikknipsen immer zwei bis drei Schritte näher an das Motiv gehen.