29. Februar 2024

Braun Handy-S

Mit der Braun Handy-S sind wir nun am Ende dieser Beitragserie zur Handy-Familie angelangt. Die Handy-S ist das letzte mir bekannte Modell dieser Reihe, das wohl in den frühen 2000er-Jahren in den Handel gelangte, ein paar Jahre später gefolgt von einer zweiten Auflage mit einem etwas abweichendem Logo und anderer Verpackung. Qualitativ betrachtet ist die Kamera die „schlechteste“ innerhalb der Handy-Familie, bei der man zuvor eigentlich immer auf relativ wertige Fabrikate zurückgegriffen hatte. Die Handy-S hingegen, ist schon eine ziemlich plastikmäßige Billigknipse. Unter anderer Marke ist mir die Handy-S bisher nur als „One World“ mit leicht abweichender Vorderseite bekannt.

Äußerlich kommt die Handy-S recht schick daher, bewegt sich insgesamt aber auf dem Level der simplen Werbeartikelkameras der Neunzigerjahre. Dafür spricht auch der knackende Filmtransport. Ebenso typisch für die damalige Zeit ist die Pseudo-Panoramafunktion, bei der lediglich das Bild oben und unten durch eine Maske abgedeckt wird. Trotz aller Einfachheit ist die Handy-S mit dem kleinen Lämpchen zur Vermeidung der roten Augen bei Blitzaufnahmen ausgestattet. Die Rückspulkurbel befindet sich auf der Unterseite der Kamera und erinnert dadurch ein wenig an die 2wayvista und ihren unzähligen Varianten.

Wie schon zuvor bei der New Handy, fällt auch bei der 28 mm Linse der Handy-S die Schärfe zu den Bildrändern merklich ab und unterstreicht damit den Plastikstatus der Kamera einmal mehr. Die Brennweite wird in der Bedienungsanleitung fälschlicherweise mit 35 mm angegeben, aus anderer Quelle (One World) kann man die tatsächliche entnehmen. Die Testaufnahmen entstanden bereits 2015 mit dem Hausmarkenfilm DM Paradies 200, ebenfalls von Fujifilm hergestellt.


Die erste Auflage gab es in den Farben Silber und Mint. Der in der Verpackung enthaltende AGFA Film verortet die Kamera zeitlich auf Anfang der 2000er, da AGFA Leverkusen bereits 2005 in Konkurs ging. Die Schachtel liegt mir nicht vor, daher hier ein Screenshot.  

Von der zweiten Auflage existiert (soweit mir bekannt) nur ein silberfarbenes Modell. Der Firmenschriftzug ist hier um den Zusatz „Germany“ ergänzt worden, der stilisierte Linsenaufbau als Teil des Logos befindet sich jetzt direkt daneben. Das Ablaufdatum des beigelegten Wizen XPRO 400 Film lautete auf 2012 (Der Film wurde also ca. 2009 hergestellt). Beim XPRO handelt es sich um einen gewöhnlichen Farbnegativfilm, wahrscheinlich von der China Lucky Film Corporation produziert. (Anmerkung aus aktuellen Anlass: Lucky hat eine Neuauflage des SHD 400 Schwarzweißfilms angekündigt!)

Abschließend sei noch angemerkt, dass die Braun Handy Kamerafamilie ganz bewusst von mir ausgewählt wurde. Denn mit der Marke Braun verbinde ich viele positive Erinnerungen. So war doch meine allererste eigene Spiegelreflexkamera die Braun SR 2000, eine preisgünstige SLR mit Pentax K Bajonett und Braun Ultralid 35-70 mm Zoomobjektiv, 1999 für 300 DM gekauft. Endlich besaß ich eine vernünftige Kamera (von einer Markenkamera der großen Hersteller war weiterhin nur zu träumen), nachdem ich lange Zeit mit der alten Kodak Instamatic 50 meiner Eltern auskommen musste. Ein Jahr später legte ich mir noch eine Fuji Nexia APS Kamera für 100 DM zu. Schade, dass ich all diese Kameras nicht aufbewahrt habe.


25. Februar 2024

Braun New Handy

Als ein Rückschritt im technischen Sinne kann man die Braun New Handy aus dem Jahr 2000 bezeichnen. Nach allerlei Automatikfunktionen der Vorgänger Handy M-BF und MB-AF, kommt die New Handy wieder mit Focus Free Linse und Rückspulkurbel daher. Dafür hatte man sich erneut farblich voll ausgetobt: Neben der Standardausführung in den Farben rot, blau, grün und Champagner, war außerdem eine „Fun Edition“ mit transparentem Gehäuse (farblos, pink, lila, grün) erhältlich. Die New Handy ist baugleich u. a. mit der Vivitar BV12 oder der Critter Camera, einem Kinderfotoapparat mit buntem Tiermotiv auf der Vorderseite.  

Auch die New Handy kann mit einem großen hellen Sucher punkten und ist ebenfalls mit dem bekannten roten LED-Lämpchen ausgestattet, natürlich um den schlimmen Rote-Augen-Effekt bei Blitzlichtaufnahmen abzumildern. Das Lämpchen wird durch leichtes, aber nicht vollständiges durchdrücken des Auslösers aktiviert. Dieser Funktion stehe ich bekanntlich etwas skeptisch gegenüber. Die 28 mm Linse weist einen deutlichen Schärfeabfall zu den Bildrändern auf, der bei den vorangegangenen Modellen der Handy-Reihe derart ausgeprägt nicht zu beobachten war.  



Ansonsten ist die Braun New Handy ein ziemlich solider Focus Free Fotoapparat, auf den die Bezeichnung Toy Camera nach all den technisch aufgemotzten Vorgängern wieder voll und ganz zutrifft.

22. Februar 2024

Braun Handy MB-AF

Mit der Handy MB-AF von Braun betreten wir hier auf FOCUS FREE völlig neues Terrain, es geht nämlich um eine Kamera mit Autofokus. Das steht offensichtlich im starken Widerspruch zum Blogtitel und soll daher nur eine einmalige Ausnahme im Rahmen dieser Beitragsserie sein. Gleich vorweg sei erwähnt, dass die MB-AF, erschienen 1998, das technisch fortschrittlichste Modell der Handy-Reihe ist, quasi das Spitzenmodell. Die im neuen Jahrtausend verkauften Nachfolger New Handy und Handy-S sind damit verglichen regelrechte Rückschritte (insbesondere Letztere). Auch dieser Fotoapparat befand sich im Sortiment anderer Handelsmarken, z. B. als Edixa Fun Shot AF-1, Maginon AF-600, Vivitar LV-825, sowie Voigtländer Brilliant AF.

Die Handy MB-AF ist bis auf den Autofokus völlig baugleich mit der Handy M-BF und wurde in den drei Farben rot, schwarz und champagner ausgeliefert. Beide waren typische Kameras der 90er-Jahre und durch ihre Automatikfunktionen perfekt auf die Bedürfnisse des unbedarften Gelegenheitsknipser abgestimmt. Allerdings konnte man mit dem Aufhellblitz und der „Red-Eye-Reduction“ selber ein klein wenig Einfluss auf die Aufnahme nehmen, sofern man willens genug war die Bedienungsanleitung zu lesen.

Der Informationsgehalt dieser Anleitung ist zum Teil etwas spärlich, zum (wichtigen) Thema Autofokus steht dort nämlich kein Wort. Warum wurde sich da ausgeschwiegen? Wie funktioniert der AF überhaupt? Oder waren damals A und F nur zwei verkaufsfördernde Buchstaben? Die 30 mm Linse bildet durchaus schärfer ab (höhere Tiefenschärfe), vor allem im direkten Vergleich zum Schwestermodell Handy M-BF, aber mit dem Autofokus besserer Kompaktkameras jener Zeit kann sie nur bedingt mithalten. Durch Drücken des Auslöseknopfes bewegt sich das Objektiv minimal nach vorne und sorgt sicherlich für eine gewisse Fokussierung; das Ganze ist für mich eher eine Art Pseudo-Autofokus.


Die Braun Handy MB-AF ist auf den bekannten Verkaufsstellen im Internet nicht ganz so häufig gelistet, was aber auch an fehlerhaften Beschreibungen liegen mag. So wird sie auch gerne mal mit ihrem Focus Free Gegenstück, der Handy M-BF, verwechselt. 


18. Februar 2024

Braun Handy M-BF

Nach der Braun Handy BF, fand auch die Braun Handy M-BF erstmalig 1997 ihren Weg in die Geschäfte. Das „M“ im Modellnamen steht für Motor und meint damit natürlich den motorisierten, also automatisch ablaufenden Filmtransport. Die M-BF basiert allerdings nicht auf der Handy BF, sondern ist ein gänzlich eigenständiges Modell, hat aber ebenfalls einen großen und v.a. hellen Sucher. Ausgeliefert wurde die äußerst robuste Kamera in den Farben blau, gelb, rot, silbern und schwarz, außerdem existieren zahlreiche baugleiche Modelle von anderen Anbietern, u. a. Bell+Howell BF-705, Formel 1 Lucky Shot, Maginon Lucky Shot, Traveler Fun im semitransparenten Gehäuse, oder Voigtländer Brilliant Motor.

Nicht nur der Filmtransport ist automatisiert, auch das Blitzlicht schaltet sich bei schlechteren Lichtbedingungen von selbst ein. Möchte man dies unterbinden oder trotz genügend Licht sogar erzwingen, drückt man einen der beiden Knöpfe unterhalb des Blitzlichtes. Der untere Knopf lässt sich außerdem zur Reduzierung des Rote-Augen-Effekts nutzen. Ob man wirklich mit einer kleinen roten LED diesen unangenehmen Effekt abmildern kann, ist fraglich, braucht man dafür doch eigentlich einen Vorblitz. Laut Bedienungsanleitung soll das aber kinderleicht funktionieren. Ich bin da sehr skeptisch, allerdings besitzen so einige Knipsen aus dieser Zeit dieses Lämpchen. Müsste ich mal ausprobieren, aber Landschaften haben leider keine Augen...

Nochmal zurück zum Filmtransport: der Film wird am Ende nicht automatisch zurückgespult, so wie es bei den vielen besseren, mit allerlei Automatikfunktionen ausgestatteten Kompakt- und Spiegelreflexkameras der Neunzigerjahre üblich war. Derartigen Luxus bietet die Handy M-BF jedoch nicht, man muss sich selber bemühen und dafür ein Knopf auf der Unterseite betätigen.

Auch die 30 mm Linse der Handy M-BF bildet im Nahbereich deutlich schärfer ab, als bei unendlicher Entfernung, wie man anhand der ersten zwei Bildbeispiele gut erkennen kann. Ein Kompromiss den man bekanntlich bei allen Focus Free Knipsen seither eingehen muss.




14. Februar 2024

Braun Handy BF

Mit der Braun Handy BF bewegen wir uns bereits in den späten 90ern, genauer gesagt im Jahr 1997. Auch die Handy BF ist eine einfache Focus Free Sucherkamera mit eingebautem Blitzlicht und soll lt. Kadlubeks Kamera Katalog (nur noch antiquarisch erhältlich) von Konica produziert worden sein. Das ist durchaus naheliegend, so war doch die Firma Carl Braun einst als Deutschlandvertrieb für das japanische Unternehmen tätig. Bei den Farben hatte man es diesmal regelrecht krachen lassen: ganze sechs Ausführungen existieren, schwarz, pink, gelb, blau, grün und rot. Neben dem doch recht soliden Gehäuse, ist der große helle Sucher das Besondere an diesem Fotoapparat. Darauf weist auch das Kürzel „BF“ im Namen hin (=Big Finder oder Brillenfreund?). Ein baugleiches Modell ist die euro Activ A-111 S, weitere Marken sind mir nicht bekannt.

Erst neulich, Anfang Januar, konnte ich die Handy BF erstmalig ausprobieren, wie so oft an der mir nahen „Waterkant“. Nach langen Regenfällen kam endlich mal wieder die Sonne zum Vorschein. Die Bildqualität der 35 mm Linse kann man nur als ordentlich bezeichnen, also ohne Besonderheiten in der Abbildung, wie starken Verzeichnungen oder deutlichen Lichtabfällen zu den Bildrändern (also richtig dunkle Bildecken) und dergleichen. 




8. Februar 2024

Braun Handy 2 und Handy F2

Die Braun Handy 2 und ihr Schwestermodell Handy F2 kamen 1992 als Nachfolge der Braun Handy auf den Markt. Die F2 unterscheidet sich primär durch das eingebaute Blitzlicht von der Handy 2, die stattdessen mit einem „Hotshoe“ für Aufsteckblitze ausgestattet ist. Beide Kameras werden von mir zur T-808-Familie gestellt. Innerhalb dieser existieren qualitative Unterschiede, die sich dennoch allesamt auf hohem Niveau bewegen. Richtig schlechte Machwerke sind mir da bislang noch nicht untergekommen. Die hier vorgestellten zählen im Vergleich jedoch zu den Spitzenprodukten, mit höherer Wertigkeit bei Gehäuse und Linse. Bekannte Vertreter der T-808-Familie, wie eben jene T-808 oder der Revue Panorama, fallen da etwas zurück.

Hersteller dieser robusten Knipsapparate war die Firma Haking Enterprises aus Hongkong, bekannt auch durch deren Eigenmarke Halina. Die auf der Unterseite der Handy F2 angegebene US Patentnummer 4,595,269 steht für das sog. „Camera Double Exposure Prevention System“ von Haking aus dem Jahr 1986, das, wie der Name schon aussagt, Doppelbelichtungen verhindert. Der Verschluss wird nur durch den Filmtransport gespannt; das ist jedoch nichts Ungewöhnliches und läuft bei 99 % aller Kameras so ab.  

Die Bildqualität ist ebenso erste Sahne: nahezu ohne Licht- oder Schärfeabfall zu den Bildrändern und mit besonders sanfter Bildanmutung. Zur Brennweite lässt sich nichts herausfinden, weder in der Anleitung, noch durch die Suchmaschine, es ist aber sicherlich eine 28 mm Linse. Nachfolgende Testaufnahmen sind mit der Handy F2 auf Kodak Ultramax 400 fotografiert, leider mit einem fiesen Großlaborkratzer auf dem zweiten Bild. Die Handy 2 habe ich für diesen Beitrag nicht ausprobiert, da sie nahezu identisch ist.


Baugleich ist die Handy 2 u. a. mit der Carena Jubilee, oder dessen „Pseudorama“-Gegenstück Carena Panorama. Prinzipiell dieselbe ist ferner die Carena Lucky, sie hat lediglich ein anderes „Gesicht“. Das Handy F2 Modell unter anderer Marke ist mir dagegen tatsächlich unbekannt. Interessanterweise findet man die Handy 2 recht selten auf den Gebrauchtwarenseiten im Internet und dann nur in schwarzer Ausführung, die F2 hingegen, ist in den Farben rot, schwarz und dunkelgrau deutlich häufiger anzutreffen.   

 

2. Februar 2024

Braun Handy

Von der Marke Braun waren in den 90er- und 2000er- Jahren verschiedene Kameras unter dem Etikett „Handy“ (nicht zu verwechseln mit der parallel laufenden „Candy“ Serie) erhältlich, diese oft in mehreren Farbausführungen. Mir bekannt sind acht unterschiedliche Modelle, darunter auch solche mit motorisiertem Filmtransport, die ich beginnend mit diesem Blogpost vorstellen möchte. Eine große Ausnahme in dieser Beitragsreihe bildet die Handy MB-AF, ein Modell mit Autofokus.

Die Firma Braun ist ein altes deutsches Foto-Unternehmen, das bereits 1915 als Karl Braun KG in Nürnberg gegründet wurde und eigene Kameras und Diaprojektoren herstellte. Die heutige Braun Photo Technik GmbH konzentriert sich auf den Vertrieb von allerlei Fotozubehör und hat erstaunlicherweise immer noch zwei Diaprojektoren im Sortiment. Verwechseln darf man Braun aus Nürnberg allerdings nicht mit der Braun GmbH aus Kronberg, bekannt vor allem durch ihre Rasierapparate. Diese Firma hatte früher verwirrenderweise auch Fotoprodukte im Programm; herausstechend war hier insbesondere die stylische Braun Nizo Schmalfilmkamera.

Das Modell Nr. 1, schlichtweg „Handy“ genannt, ist schon vor 1992, möglicherweise bereits Ende der 80er-Jahre auf den Markt gekommen und baugleich z. B. mit der Hanimex IC500 oder Vivitar EZ35. Dieses erste Modell hat deutliche Ähnlichkeiten mit den Kameras der PC-606-Familie, scheint aber sozusagen eine Art Qualitätsversion zu sein. Die 35 mm Linse ist offenbar von höherer Güte, recht scharfzeichnend, ohne nennenswerte Bildstörungen, und das Gehäuse insgesamt wertiger. Als kleine Besonderheit fehlt bei diesem Fotoapparat die Aufnahmespule für den Film - es klappt erstaunlicherweise auch ohne. Nach meinem Kenntnisstand wurde die Braun Handy nur in schwarzer Gehäusefarbe aufgelegt.

Nachfolgend zwei Beispielbilder von Ende 2014, fotografiert auf dem damals von mir wohl meistbenutzten Farbnegativfilm, dem Rossmann HR 400 (hergestellt von Fujifilm), der jahrelang für unfassbare 2,69 Euro pro Dreierpack (!) verramscht wurde. Das ist aus heutiger Sicht unvorstellbar, zeigt aber auch, auf welchen enormen Lagerbeständen die Hersteller seinerzeit noch gesessen haben mussten.